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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Akademischer Bericht 2004 (Klass.-Phil. Seminar)

Leitung in der Berichtsperiode:
Prof. Dr. Christoph Riedweg

Zusammenfassung (Management Summary)

Unter der Bezeichnung "Klassische Philologie" wird seit langem die Beschäftigung sowohl mit der griechischen als auch mit der lateinischen Literatur des Altertums zusammengefasst. Dementsprechend existiert am Klassisch-Philologischen Seminar je ein Lehrstuhl für Gräzistik und einer für Latinistik. Gegenstand von Forschung und Lehre ist die gesamte literarische Hinterlassenschaft der 'klassischen' Antike, von den Anfängen in mykenischer Zeit (zweite Hälfte des 2. Jahrtausends v.Chr.) über die Hochblüte im 5./4. Jahrhundert v.Chr. (Griechenland) bzw. um die Zeitenwende (Rom) bis in die griechisch-römische Spätantike, wobei auch immer wieder die prägende Fortwirkung dieser Literaturen in Byzanz, im lateinischen Mittelalter und in der Neuzeit von der Renaissance bis in die Gegenwart in den Blick kommt.

Das Klassisch-Philologische Seminar blickt auf ein bewegtes Jahr mit für Forschung und Lehre z.T. einschneidenden Veränderungen zurück. In die Berichtsperiode fielen die Wegberufung der Ordinaria für Klassische Philologie/Latinistik, Prof. Dr. Therese Fuhrer, auf das Ordinariat für Latinistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. zum Beginn des Sommersemesters 2004 und das Berufungsverfahren für ihre Nachfolge in Zürich, ferner die Ernennung von Prof. Dr. Christoph Riedweg zum Direktor des Istituto Svizzero in Rom für vier Jahre ab dem Sommersemester 2005. Als sein Stellvertreter konnte Gastprofessor Dr. Manuel Baumbach (Heidelberg) gewonnen werden.

In der Latinistik ist der Ruf an Prof. Dr. Ulrich Eigler (Trier) ergangen. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss, so dass Prof. Eigler wohl auf Beginn des Wintersemesters 2005/6 in Zürich zu lehren beginnen wird. Die Lehrstuhlvertretung während der latinistischen Vakanz übernahm der sehr angesehene Tübinger Emeritus Prof. Dr. E. A. Schmidt, dessen Lehrveranstaltungen, darunter eine Vorlesung über "Sternstunden der römischen Literatur", auf grosses Echo gestossen sind.

Ebenfalls in der Berichtsperiode wurde erstmals eine offizielle Evaluation des Klassisch-Philologischen Seminars durchgeführt (siehe unter 3.2).

Auf Beginn des Wintersemesters 2004/5 waren im übrigen die Entwürfe für BA/MA-Studiengänge einzureichen. Zur Zeit der Abfassung dieses Berichts war die aufwendige Umsetzung der Pläne in die Studienordnungen in vollem Gange. Das Klassisch-Philologische Seminar engagiert sich über die bisherigen Studiengänge "Griechische Sprach- und/oder Literaturwissenschaft", "Lateinische Sprach- und/oder Literaturwissenschaft" und "Byzantinistik" hinaus auch für die neuen interdisziplinären Studiengänge "Kulturwissenschaft der Antike I und II" und "Religionsgeschichte der griechisch-römischen Antike". Es ist ausserdem an den Studiengängen "Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft" sowie "Cultural Analysis" beteiligt. Die Konzeption und Konkretisierung der verschiedenen Angebote nimmt ausserordentlich viel Zeit und Energie in Anspruch.

Im Sommersemester 2004 führte Prof. Dr. Christoph Riedweg eine Blockveranstaltung zum Thema "Moderne Literaturtheorien und klassische Philologie" in der Fondation Hardt bei Genf durch. Unter den Besonderheiten der Lehre verdient ausserdem Erwähnung, dass Prof. Dr. W. Burkert, einer der anerkanntesten Spezialisten für griechische Religion, im Wintersemester 2004/05 in der Vorlesung "Griechische Religion: Mythen, Riten, Heiligtümer" sowie im Seminar "Nekyia - die Totenbeschwörung im 11. Buch der Odyssee" von Prof. Riedweg aktiv mitgewirkt hat. Er und Prof. Dr. Ch. Riedweg beteiligten sich im Berichtsjahr wiederum auch an interdisziplinären Veranstaltungen.

Gastvorträge verschiedener Kolleginnen und Kollegen aus Europa und Übersee bereicherten ausserdem das Lehrangebot des Klassisch-Philologischen Seminars (s. unter 8.4).

Die Dozierenden waren erneut als Experten für diverse Prüfungen, als Gutachter nationaler und internationaler Forschungsvorhaben, als Organisatoren von Kongressen sowie als Herausgeber/innen verschiedener in- und ausländischer Zeitschriften, Reihen und Standardlexika tätig. Prof. Dr. Ch. Riedweg war Mitglied der Schulkommission der Kantonsschule Hohe Promenade in Zürich. Ausserdem beteiligte er sich als Mitglied des Comité de direction am Fundraising für die "Fondation Hardt pour l'Étude de l'Antiquité Classique" in Vandoeuvres bei Genf und übernahm bereits verschiedene Aufgaben für das Istituto Svizzero in Rom.

Vom 22.-26.11.04 wurde am Klassisch-Philologischen Seminar wiederum eine Studienwoche gemeinsam mit der Stiftung "Schweizer Jugend forscht" (SJF) durchgeführt. Das Seminar beteiligte sich ausserdem mit einem eigenen Beitrag am ersten Zürcher Alumni-Tag.

Das Klassisch-Philologische Seminar legt grossen Wert darauf, die Assistierenden in ihrer eigenen wissenschaftlichen Tätigkeit zu unterstützen und die nötigen Rahmenbedingungen dafür zu gewährleisten. In der Berichtsperiode waren am Seminar 6 gräzistische und 4 latinistische Dissertationen in Arbeit:

Griechisch

  • Dejan Anicic, "Zu Sprache und Stil Kyrills von Alexandrien, unter besonderer Berücksichtigung von Contra Iulianum".
  • Frank Gerber, "Studien zu Plutarch De defectu oraculorum".
  • Lucius Hartmann, "Die grosse Rede des Timaios - ein Beispiel wahrer Rhetorik? Zur Theorie und Praxis philosophischer Rhetorik in den platonischen Dialogen Gorgias, Phaidros und Timaios".
  • Andreas Schatzmann, "Nikarch und das griechische skoptische Epigramm im 1. Jh. n.Chr.".
  • Erick van Soest, "Arché in der älteren griechischen Philosophie".
  • Serena Zweimüller, "Rhetoron didaskalos. Kommentar."

Latein

  • Beate Beer, "Vergil, Georgica: poetische Unterweisung" (Arbeitstitel).
  • Kaspar Howald, "Franciscus Sanchez. Quod nihil scitur - Dass nichts gewusst wird."
  • Andrea Malits, "Körper und Macht in Petrons Satyrica".
  • Samuel Zinsli, "Introduktion und Kommentar zur Vita Heliogabali aus dem Corpus der Scriptores Historiae Augustae".

Dr. Ruth E. Harder und Dr. Karin Schlapbach haben an ihren Habilitationen über "Der byzantinische Liebesroman" bzw. "Die polemischen und verteidigenden Schriften zum Theater in der römischen Kaiserzeit: Ein Vergleich" weitergearbeitet. Im Wintersemester 2004/05 hat sich Dr. Virgilio Masciadri mit der Arbeit "Eine Insel im Meer der Geschichten. Strukturale Untersuchungen zur Mythologie der Griechen" und mit einem Probevortrag vor der Philosophischen Fakultät für Klassische Philologie habilitiert.

Das Klassisch-Philologische Seminar unterhält in Forschung und Lehre intensive Aussenbeziehungen. Prof. Dr. W. Burkert ist Mitglied verschiedener auswärtiger Akademien. Prof. Dr. Ch. Riedweg ist an einem interdisziplinären, vom Schweizerischen Nationalfonds und der DFG unterstützten Forschungsprojekt zu Kyrills Schrift gegen Kaiser Julian beteiligt, an dem auch Forscher und eine Forscherin der Universitäten Bielefeld, Birmingham, Bonn, Heidelberg und Jena mitwirken. Zusammen mit den Mitherausgebern Prof. Dr. Ch. Horn (Bonn) und Prof. Dr. D. Wyrwa (Bochum) leitet er die Planungen für das Standardwerk "Grundriss der Geschichte der Philosophie (begr. von F. Ueberweg, völlig neubearbeitete Ausgabe). Die Philosophie der Antike Band 5: Die Philosophie der Kaiserzeit und der Spätantike" (Verlag Schwabe & Co., Basel), zu dem zahlreiche Forscherinnen und Forscher aus USA, Irland, Frankreich, Italien, Deutschland und der Schweiz Beiträge verfassen.

Prof. Dr. Ch. Riedweg betreute in der Berichtsperiode ausserdem einen Doktoranden an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, dessen Dissertation im Sommersemester 2004 mit dem Rigorosum abgeschlossen wurde.

Das Klassisch-Philologische Seminar wird im übrigen regelmässig von Gaststudierenden aus verschiedenen Ländern für längere Forschungsaufenthalte aufgesucht. In der Berichtsperiode haben Dr. Carlos Megino und Miguel Herrero (beide aus Madrid) in Zürich an ihren Dissertationen über "Orphik und Empedokles" bzw. "Orphische Überlieferung bei den christlichen Apologeten" gearbeitet, ausserdem Irene Salvo (Scuola Normale di Pisa) an ihrer "Tesi di laurea" über "Ideologia della morte in Pindaro".