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Siehe unter: Lehrveranstaltungen des SGLP
Die antike Tragödie kennt keine auktorialen Kommentare, sondern sowohl die Situation als auch die Charaktere werden nur durch die direkte Rede der handelnden Figuren entwickelt. Deshalb ist es für die Interpretation wesentlich, nicht nur den Inhalt dessen, was im Dialog gesagt wird, zu betrachten, sondern auch die Art, wie die Gesprächspartner verbal interagieren, das heisst die Pragmatik des Dialogs. Ziel des Projekts wird es daher sein, die pragmatischen Aspekte tragischer Konversation in den erhaltenen antiken – griechischen und römischen – Tragödien schärfer zu erfassen, insbesondere die Art, Dinge auszudrücken ohne sie explizit zu benennen (Indirektheit von Sprechakten), und die Bezugnahme auf Äusserungen des Gesprächspartners (Kohärenz). Statt eines einzelnen Stücks soll vielmehr das Korpus im Querschnitt untersucht werden, um den Befund einzelner Texte im Kontext des in der Gattung Üblichen beurteilen zu können. Dazu sollen sowohl statistische als auch klassische interpretatorische Methoden zum Einsatz kommen. Die Betrachtung dieser Phänomene wird ergänzt durch die Untersuchung, wie die Tragödie selbst den Dialog und seine Gesetzmässigkeiten thematisiert und so ein Bewusstsein für das eigene Medium entwickelt.
Für Details vgl. die separate Projektseite.
Die Scythica Vindobonensia – neue historische Fragmente, die in der unteren Textschicht der palimpsestierten Blätter 192r–195v des Wiener Codex Hist. gr. 73 der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien vor einigen Jahren entdeckt wurden – bilden zweifellos einen der wichtigsten Zuwächse zum Corpus antiker Texte in den letzten Jahrzehnten. Sie enthalten eine detaillierte Darstellung von Einfällen der „Skythen“ (d.h. Goten und anderer ostgermanischer Stämme) in die römischen Balkanprovinzen in der Mitte des 3. Jh. n.Chr. Der Umfang des Textes, der höchstwahrscheinlich den Scythica des zeitgenössischen griechischen Historikers Dexipp von Athen entstammt, ist für einen Neufund außerordentlich gross. Das Projekt setzt sich zum Ziel, die Entzifferung der Scythica Vindobonensia (mit Hilfe modernster technischer Methoden) abzuschließen, den Text zu edieren und zu kommentieren. So sollen die Fragmente erstmals genau erschlossen werden. Die Zusammenarbeit erfolgt mit Fritz MItthof, Otto Kresten, Kira Lappé (Wien), Jana Grusková (Wien/Bratislava) und Olivier Gengler (Tübingen).
Dexipp von Athen. Edition, Übersetzung und begleitende Studien (Classica monacensia. 32.) Tübingen 2006. [Rezensionen: F. Paschoud, AnTard 16 (2008) 325–8, G. Zecchini, Gnomon 81 (2009) 267–8.
Divine talk. Religious argumentation in Demosthenes (Oxford Classical Monographs), Oxford 2009. [Rezensionen: J. Trevett, BMCR http://bmcr.brynmawr.edu/2010/2010-06-25.html, S. Scharff, Sehepunkte http://www.sehepunkte.de/2011/01/16782.html, A. Delli Pizzi, Kernos 23 (2010) 384–6, T. Blank, Gymnasium 117 (2010) 476-8, M. Weißenberger, Gnomon 83 (2011) 748-50, J. Larson, Religious Study Review 37 (2011) 126, S. Lape JHS 131 (2011) 215–17.]
Euripides, Ion: Edition and Commentary, Berlin 2018. [Habilitationsschrift]
The Oxford Handbook of Demosthenes, Oxford 2018.
(mit F. Iurescia, S. Hof und G. Sorrentino) Pragmatic Approaches to Drama. Studies in Communication on the Ancient Stage, Leiden 2020.
(mit F. Mitthof und J. Grusková) Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography, Wien 2020.
(mit S.C. Zinsli) Historiae Augustae Colloquium Turicense. Atti dei Convegni sulla Historia Augusta, Bari 2021.
Rezensionsaufsatz: L. Mecella, „Publio Herennio Dexippo: alcune osservazioni in margine ad una nuova edizione dei frammenti,“ Mediterraneo Antico 9 (2006) 9–31.
„The witness’s exômosia in Athens,“ CQ 58 (2008) 56–68.
„Plautinisches im Aululariaprolog,“ MH 64 (2008) 99–113.
„Three deletions in Euripides’ Ion,“ GRBS 50 (2010) 29–40.
„On the date of Euripides’ Ion,“ CQ 60 (2010) 647–51.
„Meorum periculorum rationes utilitas rei publicae vincat. Zur Historizität der Vierten Catilinaria,“ Philologus 155 (2011) 307–325.
„Praise and persuasion: the role of rhetoric in Theocritus’ poetry,“ in: K. Tempest, Ch. Kremmydas (Hrsgg.), Continuity and Change. Oratory in the Hellenistic Period (Oxford, 2013) 71–92.
(mit J. Grusková) „‚Dexippus Vindobonensis’ (?). Ein neues Handschriftenfragment zum sog. Herulereinfall der Jahre 267/268,“ WS 127 (2014) 101–120.
(mit J. Grusková) „‚Scythica Vindobonensia‘ by Dexippus (?): a new fragment on Decius’ Gothic Wars,“ GRBS 54 (2014) 728–754.
„Interpreting Instability. Considerations on the Lives of the Ten Orators,“ CQ 64 (2014) 321–36.
(mit J. Grusková) „ Neue Textstücke aus den ‚Scythica Vindobonensia’ zu den Ereignissen nach der Eroberung von Philippopolis,“ Tyche 29 (2014) 29–43.
“Weben und Wahrheit. Die Hermeneutik von Geweben in Euripides’ Ion”, in: H. Harich-Schwarzbauer (Hrsg.), Weben und Gewebe in der Antike: Materialität – Repräsentation – Episteme – Metapoetik / Texts and textiles in the ancient world: Materiality – Representation – Episteme – Metapoetics (Oxford, 2015) 133–145.
„Aeschylus“, „Lycurgus“ und „Socrates“ in: E. Orlin et al. (Hrsgg.), Routledge Dictionary of Ancient Mediterranean Religions (London, 2016) 16–17, 551, 892.
(mit J. Grusková) „Zum Angriff der Goten unter Kniva auf eine thrakische Stadt (Scythica Vindobonensia, f. 195v),“ Tyche 30 (2015) 35–53.
„The gods in the Athenian assembly,“ in: R. Osborne, E. Eidinow, J. Kindt (Hrsgg.), Theologies of Greek Religion (Cambridge, 2016) 281–300.
“Durch Konjektur zum Verschwörer. Zu Eur. Ion 692-3,” in: WS 129 (2016) 63–70.
(mit J. Grusková) „Rückkehr zu den Thermopylen: Die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte in den neuen Fragmenten Dexipps von Athen,“ in: Ch. Schubert et al. (Hrsgg.), Tagungsakten Kleine Mommsen-Tagung (2016) 267–281.
„Die Struktur von Dexipps Skythika und die Historia Augusta,“ in: B. Bleckmann und H. Brandt (Hrsgg.), Historia Augusta Colloquium Dusseldorpiense (Bari, 2017) 97–114.
"A Dialogic Soliloquy? On Polyxena’s Conversational Behaviour in E. Hec. 415–422," Mnemosyne 72(1) (2019) 12–23.
"Palaeographical and Codicological Remarks on the Vienna Dexippus Palimpsest," in: F. Mitthof, G. Martin und J. Grusková (Hrsgg.), Empire in Crisis: Gothic Invasions and Roman Historiography (Wien, 2020) 5–13.
"Das Drama der Kommunikation. Zur Wirksamkeit von Sprache in Sophokles’ Philoktet," Museum Helveticum 77(2) (2020) 163–187.
"Nothing but rhetoric? Rhetoric, pragmatics and myth-making in the agon of Euripides’ Alcestis," CQ 71(2) (2021) 538–552.