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Seminar für Griechische und Lateinische Philologie

Maximilian Gamer

Die Polygraphia des Johannes Trithemius; Edition, Übersetzung und Kommentar

In der Trithemiusforschung gilt seinen geheimschriftlichen Arbeiten stets große Aufmerksamkeit, doch steht die Polygraphia (1508 in Würzburg abgefasst; postum, als erstes Buch zu Kryptographie und Steganographie überhaupt, bereits 1518 in Basel gedruckt) hier im Regelfall hinter der ungleich ‚berüchtigteren’ Steganographia (um 1500 verfasst, erst 1606 gedruckt) zurück – zu unrecht.

Neben der Weiterentwicklung seiner Ideen zur geheimen Nachrichtenübermittlung – einer Reaktion auf sein Desaster mit der Steganographia, die ihm gemeinhin den Ruf eines Schwarzmagiers und Nekromanten einbrachte – entwickelt Trithemius neue Ansätze, wie der erste Versuch einer Wissenschafts- oder in diesem Fall besser Technikgeschichte der Kryptographie. Für Philologen wie Historiker besonders interessant aber dürften die Abweichungen zwischen Druck und handschriftlicher Überlieferung sein. Die Divergenz wurde zwar bemerkt – so im Handschriftenkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek: Johannes Trithemius, Polygraphia. Exemplar autographum ab impressis valde recedens – , die Forschung konzentriert sich jedoch auf den im Druck überlieferten Text, ohne dieser Spur zu folgen. Die Änderungen betreffen vor allem Stil und Darstellung: Der handschriftliche Text der Polygraphia folgt der arkanen Sprache des Vorgängerwerks, der Steganographia, der Text des Druckes dagegen gibt sich wissenschaftlich, historisch-apologetisch, gewissermaßen als ein Pionierwerk moderner Denkweise. Wenn man eine Zäsur zwischen Spätmittelalter und angehender Neuzeit sehen will, dann verläuft sie sicherlich durch die Polygraphia.

Im Rahmen dieser Dissertation wird eine Edition der Polygraphia erstellt. Dabei werden der bisher unerschlossenen handschriftlichen Überlieferung die veränderten Texte des Druckes beiseite gestellt. Der Kommentar soll eine Hilfestellung zum Textverständnis bieten und außerdem soweit möglich potentiellen Quellen und Grundlagen erschließen. Für die Druckfassung, für die eine Urheberschaft Trithemius’ bezweifelt werden muss, werden Änderungen und Modifikationen des ursprünglichen Textes untersucht.

Publikation

Die Arbeit ist erschienen als: Maximilian Gamer, Die Polygraphia des Johannes Trithemius nach der handschriftlichen Fassung. Edition, Übersetzung und Kommentar, 2 Bde., Leiden 2022 (Mittellateinische Studien und Texte 56).

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