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Antike Texte haben unterschiedliche materielle Zustände etwa als private Gebrauchsexemplare, Schultexte, bebilderte Prachtausgaben oder als kritische Editionen durchlaufen, die zu allen Zeiten ihre Rezeption gesteuert haben. Der jeweilige Zustand als monumentale Inschrift, Rolle, Codex oder Buch ist mit unterschiedlichen paratextuellen Hinzufügungen verbunden, die dem Haupttext explizit in Form von Buchepigrammen, Vorworten oder Inhaltsverzeichnissen zum Eintritt in die Lesewelt, d.h. zur Leserschaft verhalfen. Als realer Teil der Lebenswelt ermöglichen die unterschiedlichen Medienformate als Schrift-Träger, dass Text als Schrift physisch begreif- und lesbar wird. Schon der blossen Materialität von Büchern, Texten, Schriften auf Pergament, Papyrus oder Stein kommt eine eigene Narrativität zu, eine gleichsam paratextuelle Dynamik, die implizit einen Appell an die Leserschaft richtet. Als handlungstragende Elemente der Erzählung, innerhalb der Lesewelt, können Referenzen auf eigene mediale Charakteristika poetologisch, distanzierend oder ironisierend wirksam werden. Diverse Materialitäten des Textes ermöglichen explizit wie implizit unterschiedliche Lektüren von Schriftzeugnissen in der antiken Lebenswelt. Ihren Inkorporationen wie auch Kollisionen sowie den sich daraus ergebenden Sinngewinnen und Interpretationsmöglichkeiten ist die Tagung gewidmet.
Ulrich Eigler, zusammen mit Brigitte Marti, Cornelia Ritter-Schmalz, Raphael Schwitter und Dominique Stehli
Schweizerische Vereinigung für Altertumswissenschaft SVAW / ASEA
Zürcher Hochschulstiftung der UZH