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Leitung in der Berichtsperiode:
Prof. Dr. Christoph Riedweg
Die Integration des Klassisch-Philologischen und des Mittellateinischen Seminars, die per 1. Januar 2014 zum „Seminar für Griechische und Lateinische Philologie der Antike, des Mittelalters und der Neuzeit“ zusammengeschlossen wurden, machte im Berichtsjahr weitere Fortschritte, wobei sich die Verstärkung und Professionalisierung der Seminaradministration durch die Verwandlung der bisherigen 50%-Assistenzstelle für Allgemeine Aufgaben des Klassisch-Philologischen Seminars in die Stelle einer Geschäftsführung gleichen Umfangs für das gesamte Seminar und durch die Aufstockung der Verwaltungsassistenz positiv bemerkbar machten. 2016 werden die beiden Seminare dann in der Villa Tanneck an der Rämistrasse 68 zusammengeführt, was die administrativen Prozesse vereinfachen und zu weiteren Synergie-Effekten beitragen wird.
Das Seminar für Griechische und Lateinische Philologie ist bestrebt, in Forschung und Lehre den gesamten Bereich der Gräzistik und Latinistik von den Anfängen bis in die Spätantike und – im Falle des Lateins – auch des Mittelalters und der Neuzeit abzudecken. Ausserdem wird grosser Wert auf die Kooperation mit Nachbardisziplinen gelegt. Wir sind mit den modernen Literaturwissenschaften in der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft (AVL) vernetzt sowie mit der Alten Geschichte und der Archäologie in den Studienprogrammen der Kulturwissenschaft der Antike, dessen administrative Leitung wir 2015 gemeinsam mit dem neuen Programmdirektor Prof. Dr. Beat Näf (Alte Geschichte) übernommen haben. Über die Master-Studienprogramme „Mediävistik“ und „Historische Linguistik“ besteht zudem eine intensive Kooperation mit verwandten Fächern wie der Geschichte, Germanistik, Anglistik und Romanistik. Das Seminar für Griechische und Lateinische Philologie ist ausserdem federführend beim fakultätsübergreifenden Studienprogramm „Religionsgeschichte der griechisch-römischen Antike“ und bietet regelmässig auch Veranstaltungen für Studierende der Philosophie an.
Priorität muss in den nächsten Jahren weiterhin der Forschung zukommen, die sich 2015 erneut in einer Vielzahl von Publikationen und Vorträgen im In- und Ausland niedergeschlagen hat. Die traditionellen Forschungs- und Lehrgegenstände des Seminars wurden beibehalten und erweitert. Zu den vor allem durch Prof. Riedweg und Prof. Gemelli vertretenen Forschungsschwerpunkten der Religionswissenschaft, des griechischen Mythos und der Philosophiegeschichte kommen mit Prof. Eigler die Gebiete der Literatur der Römischen Republik und Kaiserzeit, der römischen Sklaverei, der lateinischen Dichtung der Spätantike und des Humanismus, der Forschungs- und Rezeptionsgeschichte der Antike sowie mit Prof. Cardelle die Schwerpunkte lateinische Literatur auf der Iberischen Halbinsel, Dialog und angrenzende Textsorten, kleine Erzählformen, Spracherwerb des Lateinischen und seine Ausdifferenzierung in verschiedenen Registern nach der Antike, Wechselwirkung mit den volkssprachlichen Literaturen und Formen der Auseinandersetzung mit der antiken Literatur. Im September 2015 ist mit Prof. Martin ein SNF-Förderungsprofessor zum Seminar hinzugestossen, der ein Forschungsprojekt zur Pragmatik des Dialogs in der antiken Tragödie betreibt und weitere Forschungsschwerpunkte in den Bereichen Rhetorik und Historiographie der Kaiserzeit hat.
Auf die Verknüpfung von Forschung und Lehre wird im Seminar seit jeher besonders geachtet. Die Weiterbildungsveranstaltungen der Hochschuldidaktik, ein traditionell grosser studentischer Einfluss auf Inhalte und Methoden und die Schulerfahrung vieler Lehrender fördern die Qualität der Lehre am Seminar. Wie in den vergangenen Jahren spielten innovative Lehr- und Lernformen neben Bewährtem eine entscheidende Rolle. Der bereits sehr umfangreiche und oft benutzte E-Learning-Bereich wurde zusätzlich ausgebaut. Nach wie vor kommt den E-Tutoraten zu einzelnen Veranstaltungen grosse Bedeutung zu.
Wichtigstes Instrument der Nachwuchsförderung bleiben die Assistenzstellen. Die Forschung dieser Nachwuchskräfte wird durch individuelle Betreuung sowie durch das Offenhalten von Freiräumen im Rahmen der Assistenz unterstützt, während die Anforderungen im Bereich der persönlichen Assistenz und der Seminarverwaltung für zukünftige Aufgaben qualifizieren. Zudem kommt auch der Nachwuchsförderung über Drittmittel eine immer grössere Rolle zu. Im Jahr 2015 konnten mehrere StipendiatInnen einem Forschungsprojekt an unserem Seminar nachgehen oder dank Drittmitteln Zeit im Ausland verbringen und dort ungestört forschen. Die Kommunikation und der wissenschaftliche Austausch unter den Forschenden auf allen Ebenen ist als sehr gut zu bezeichnen, wovon die verschiedenen Projekte ungemein profitieren. Zur Stärkung der Nachwuchsförderung sind wir bestrebt, ein Doktoratsprogramm für unsere Fächer aufzubauen. In diesem Rahmen konnten 2015 drei Doktorierenden-Workshops gemeinsam mit der Klassischen Philologie der Universität Basel veranstaltet werden. Diese Workshops wurden durch SUK-Mittel finanziert, die auch für das Jahr 2016 wieder eingeworben werden konnten.
2015 hat das Seminar für Griechische und Lateinische Philologie auch die gesamte private Bibliothek von Prof. Dr. Hermann Tränkle, dem emeritierten Professor für Klassische Philologie, bes. Latein, übernommen und in die Bibliothek der Klassischen Philologie aufgenommen. Dies war mit einem erheblichen Mehraufwand verbunden (Aussonderung der Dubletten), hat die Bibliothek des Seminars aber deutlich bereichert.
Überschattet wurde das Jahr 2015 durch den Tod von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Walter Burkert (1931–2015), der von 1969–1996 als Professor für Klassische Philologie, bes. Griechisch an unserem Seminar gewirkt und diesem mit seinen höchst innovativen, in zahlreiche Sprachen übersetzten Büchern und Artikeln Weltruhm verliehen hat. Dies lässt sich auch an den verschiedenen Nachrufen ablesen, die wir unter http://www.sglp.uzh.ch/de/aboutus/personen/burkert.html veröffentlicht haben. Am 30. Januar 2016 findet der Orelli-Tag als akademische Gedenkfeier für Walter Burkert statt.